Bauchfellkrebs
Was ist Bauchfellkrebs bzw. eine Peritonealkarzinose?
Das Bauchfell (Peritoneum) kleidet als doppellagige Haut den Bauchraum aus und hüllt die inneren Organe zwischen Zwerchfell und kleinem Becken ein. Die Gesamtfläche des Bauchfells kann bis zu 2 m2 groß sein. Das Bauchfell ist selten selbst der Ausgangspunkt für eine bösartige Erkrankung.
Im Rahmen einiger Krebserkrankungen kann es zu Absiedelungen (Metastasen) am Bauchfell kommen. Dies bezeichnet man umgangssprachlich als „Bauchfellkrebs“, der korrekte medizinische Terminus lautet „Peritonealkarzinose“. Die Heilungschancen verschlechtern sich durch diese Metastasierung, die Patientinnen und Patienten benötigen daher eine zeitgerechte, spezielle Therapie.
Welche Krebserkrankungen führen zu Bauchfellkrebs?
Gehäuftes Auftreten einer Peritonealkarzinose findet man bei folgenden Krebserkrankungen:
- Eierstockkrebs
- spezielle Tumore des Wurmfortsatzes („Blinddarm“)
- Darmkrebs (Dick- und Dünndarmkrebs)
- Magenkrebs
- Mesotheliom
- primäre Tumore des Bauchfells
HIPEC-Therapie
Was passiert bei der Zytoreduktiven Chirurgie und HIPEC-Therapie?
Die Therapie von Bauchfelltumoren wurde bereits vor rund 25 Jahren begonnen und seitdem ständig weiterentwickelt. In einem mehrstündigen Eingriff im Operationssaal wird zunächst das sichtbare Krebsgewebe chirurgisch entfernt (Zytoreduktion). Im Anschluss an diese Operation wird der Bauch mit einer Lösung aufgefüllt, die auf bis zu 42°C erwärmt wird. Dieser wird eine chemotherapeutische Substanz beigemengt. Die Konzentrationen des Chemotherapeutikums, die dadurch am Wirkort erreicht werden können sind deutlich höher als bei herkömmlichen Chemotherapien ohne dass herkömmlich bekannte Nebenwirkungen auftreten. Die lokale Erwärmung verstärkt die zellabtötende Wirkung des Chemotherapeutikums zusätzlich. Damit kann die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Krebsherden am Bauchfell in vielen Fällen deutlich verbessert werden. Mit einer rechtzeitigen Anwendung der HIPEC-Therapie (hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion) kann in manchen Fällen sogar eine Absiedelung (Metastasenbildung) am Bauchfell verhindert werden. Nach der Operation ist ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig. Nach Abschluss der Wundheilung und Entlassung aus dem Krankenhaus folgt meistens eine zusätzliche Chemotherapie um vor Organmetastasen zum Beispiel in Lunge und Leber zu schützen.
Welche Patientinnen und Patienten kommen für die HIPEC-Therapie in Frage?
Die Entscheidung über den Einsatz der HIPEC-Therapie wird immer im multiprofessionellen Team - oft auch erst während der Operation - getroffen. In manchen Fällen kann sie gleich bei der ersten Operation nach Diagnose der Krebserkrankung angewendet werden. Nicht in Frage kommt die Therapie bei schlechtem Allgemeinzustand, stark fortgeschrittenem Befall des Bauchfells, und (mit Einschränkungen) beim Vorliegen von Fernmetastasen z. B. in der Lunge, in den Knochen, im Hirn oder bei ausgeprägtem Befall der Leber.
Wie viele HIPEC-Operationen werden im Hanusch-Krankenhaus jährlich durchgeführt?
Jedes Jahr werden hier rund 40 derartige Eingriffe durchgeführt.
PIPAC-Therapie
Was ist die PIPAC und wie funktioniert sie?
Die Druck-Aerosolchemotherapie (Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy, PIPAC) ist eine innovative Methode der Behandlung von Bauchfellkrebs, dessen Grundprinzip 2000 erstmals publiziert wurde und deren erste Anwendung am Menschen 2011 am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld durch Prof. Dr. Reymond erfolgte.
Aufgrund der besseren Nutzung von physikalischen Eigenschaften (Gasform) ist die PIPAC in der Lage, Medikamente in Körperhöhlen des Menschen (wie z.B. im Bauchraum) besonders wirksam zu verabreichen. PIPAC ist zwar eine neue Therapieoption aber keine experimentelle Behandlung. Weit über tausend Anwendungen wurden bereits in wenigen spezialisierten Abteilungen in Europa durchgeführt, und die vorliegenden Ergebnisse sind vielversprechend.
Die PIPAC erfolgt analog zu einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) und findet im Operationssaal unter Vollnarkose statt. Das Chemotherapeutikum wird über einen Zerstäuber in die Bauchhöhle verabreicht. Im Rahmen einer PIPAC kann das Ausmaß des Bauchfellkrebses bestimmt werden, es können Proben vom Bauchfell entnommen werden und es erfolgt eine Fotodokumentation. Beim Wiederholen der PIPAC-Sitzung nach 4-6 Wochen kann das Ansprechen auf die Therapie untersucht werden. Die Operation dauert circa 90 min und der Krankenhausaufenthalt liegt bei 2-3 Tagen.
Welche Patientinnen und Patienten kommen für die PIPAC-Therapie in Frage?
Die Entscheidung über den Einsatz der PIPAC-Therapie wird immer im multiprofessionellen Team getroffen. Prinzipiell kann die PIPAC bei allen (ausgedehnten) Formen des Bauchfellkrebses angewendet werden. Nicht in Frage kommt die Therapie bei schlechtem Allgemeinzustand, und (mit Einschränkungen) beim Vorliegen von Fernmetastasen z. B. in der Lunge, in den Knochen, im Hirn oder bei ausgeprägtem Befall der Leber.
Wie viele PIPAC-Operationen werden im Hanusch-Krankenhaus jährlich durchgeführt?
Die erste PIPAC im Hanusch Krankenhaus erfolgte im August 2019. Seither werden jährlich circa 50 PIPAC-Operationen durchgeführt.