Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat heute in Kooperation mit der AUVA, der BVAEB und der SVS das erste kassenfinanzierte Schmerzzentrum im AUVA-Traumazentrum Wien-Meidling eröffnet. Denn chronische Schmerzen sind eines der häufigsten Gesundheitsprobleme. Allein in Österreich sind bis zu 1,8 Millionen Menschen betroffen, was mehr als 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. Daher ist das Schmerzzentrum ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der Schmerzbehandlung in Österreich und trägt dazu bei, den Zugang zu moderner, interdisziplinärer Schmerztherapie für alle Patient*innen zu erleichtern.
„Chronische Schmerzen sind nicht nur ein weit verbreitetes, sondern oft auch ein unterschätztes Problem mit enormen langfristigen Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und der Gesellschaft. Die heutige Eröffnung des Schmerzzentrums ist daher ein Meilenstein für die österreichische Gesundheitsversorgung – erstmals können wir gemeinsam mit der AUVA dringend benötigte Leistungen im Bereich der Schmerztherapie auf Kassenkosten bieten. Neben der Ausweitung von telemedizinischen Angeboten zählt der Aufbau von Facharztzentren zu meinen wichtigsten Zielen. Wir müssen gemeinsam mit unseren Partner*innen neue Wege gehen, um unseren Versicherten hochqualitative und innovative Behandlungen zu ermöglichen. Das neue Zentrum setzt auch unseren Weg hin zu multiprofessionellen, umfassenden und vor allem vernetzten Behandlungen weiter fort – ganz nach meinem Motto 'Grenzen überwinden und Gesundheitsversorgung neu denken’. Dahingehend entsteht in Meidling nicht nur ein Ort der Behandlung, sondern auch ein Zentrum der Hoffnung für Menschen, die bisher lang auf die richtige Diagnose und Therapie warten mussten“, erklärte Mag. Peter McDonald, Vorsitzender des Verwaltungsrates der ÖGK bei der Eröffnung.
Auch für Dr. Roland P. Frank, MSc, den Ärztlichen Direktor AUVA ist es „ein Meilenstein in der Behandlung und interdisziplinären Betreuung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen. Diese enge Zusammenarbeit zwischen AUVA, ÖGK, SVS und BVAEB zeigt, wie wichtig ein gemeinsamer Zugang zu diesem zentralen Gesundheitsthema ist. Wir schließen eine Versorgungslücke und schaffen eine Win-Win-Situation für Patient*innen sowie das gesamte Gesundheitssystem.“
Ein Meilenstein für die Stadt Wien
„Schmerzpatient*innen brauchen ein Netzwerk an Versorgung - von der Basisversorgung in der Allgemeinmedizin über die spezialisierte Versorgung wie das Schmerzzentrum Meidling bis hin zur Hochspezialisierung. Wien ist das erste österreichische Bundesland, das seine Schmerzversorgung entlang dieses Modells plant und entwickelt. Somit ist diese Eröffnung ein wahrer Meilenstein. Das Schmerzzentrum Wien-Meidling ist auch für uns ein Vorzeigeprojekt einer zukunftsorientierten Gesundheitsversorgung“, zeigt sich MMag.a Agnes Streissler-Führer, Landesstellenausschussvor- sitzende der ÖGK in Wien erfreut.
In weiteren Schritten soll dieses Zentrum eng mit bereits vorhandenen Ressourcen wie etwa Schmerzambulanzen oder dem Gesundheitszentrum Neubau mit multimodaler Schmerztherapie, aber auch mit der Primärversorgung und Fachärzt*innen sowie der telefonischen Gesundheitsberatung unter 1450 eng zusammenarbeiten. Ziel ist es, ein Versorgungsnetzwerk aufzubauen, Patient*innenpfade zu implementieren und damit gültige Qualitätsstandards und Leitlinien in die Praxis zu bringen.
Das Schmerzzentrum als moderne, interdisziplinäre Anlaufstelle
Das neue Schmerzzentrum im Traumazentrum Wien- Meidling wird von einem interdisziplinären Team aus Fachärzt*innen und Therapeut*innen betrieben, die über spezielle Zusatzausbildungen in der Behandlung chronischer Schmerzen verfügen.
„Chronische Schmerzen erfordern eine spezialisierte, interdisziplinäre Behandlung. In unserem Schmerzzentrum arbeiten erfahrene Spezialist*innen aus den Fachgebieten Anästhesie, Unfallchirurgie, Neurologie, Psychiatrie, Physikalische Medizin, Radiologie, Klinische Psychologie und Physiotherapie Hand in Hand, um individuell abgestimmte Therapiepläne zu entwickeln. Unser Ziel ist klar: Weniger Schmerz, mehr Lebensqualität“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Roman Ullrich, Leiter der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin Traumazentrum Wien.
Ein Baustein für eine moderne und effektive Schmerzversorgung
„Chronische Schmerzen sind ein komplexes bio-psycho-soziales Phänomen und erfordern eine multimodale, interdisziplinäre Behandlung. Genau das bietet das neue Schmerzzentrum am Traumazentrum Wien-Meidling. Die Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass Schmerzmedizin in Österreich endlich die notwendigen Rahmenbedingungen erhält. Ein entscheidender Erfolg war die Aufnahme der Schmerzmedizin in den Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) – ein Meilenstein für eine flächendeckende Versorgung. Unser Ziel: Jedes Bundesland soll über ein spezialisiertes Schmerzzentrum verfügen, damit alle Patient*innen – unabhängig vom Wohnort – Zugang zu einer modernen Schmerztherapie haben. Mit der Eröffnung des Schmerzzentrums Meidling sehen wir, wie unsere jahrelange Arbeit konkrete Versorgungslösungen schafft. Dies ist ein wichtiger Schritt – und es gilt, diese Erfolgsgeschichte in ganz Österreich fortzusetzen“, betont Ao. Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin an der Medizinischen Universität Wien und President-elect und Vize-Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft.
Hoffnung für Schmerzpatient*innen
Bisher hat es in Österreich viel zu lang gedauert bis ein*e Patient*in eine korrekte Schmerzdiagnose und -behandlung erhalten hat, nämlich rund 1,9 Jahre. Die Folgen davon sind einerseits hohe direkte und indirekte Krankheitskosten und andererseits kontinuierlich sinkende Chancen auf Rehabilitation und Teilhabe. Nun wird das neue Schmerzzentrum modernste Behandlungsmethoden und interdisziplinäre Ansätze bieten, um den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen gerecht zu werden. So ist es auch für Susanne Fiala, der Gründerin der Selbsthilfegruppe Schmerz ein wichtiger Schritt: „In unserer Selbsthilfegruppe gibt es zahlreiche Menschen, die jahrelang unter chronischen Schmerzen leiden, ohne die richtige Behandlung zu finden. Das ist oft ein sehr frustrierender Weg. Daher bin ich unheimlich froh, dass jetzt endlich ein Schmerzzentrum eröffnet wurde, das die richtigen Fachleute zusammenbringt, um eine gezielte und umfassende Therapie zu bieten. Ich hoffe, dass dieses Zentrum vielen Menschen hilft, ein besseres Leben zu führen.“
Neue, innovative Wege in der Schmerztherapie
Das Schmerzzentrum in Meidling ist das erste von insgesamt drei geplanten kassenfinanzierten Schmerzzentren in Wien. Es bietet eine moderne, interdisziplinäre und multiprofessionelle Versorgung für Patientinnen mit chronischen und subakuten Schmerzen. Die Patient*innen erhalten eine umfassende Therapie, die sowohl körperliche als auch psychosoziale Schmerzfaktoren berücksichtigt. Dies wird durch ein Team von Fachärzt*innen, Physiotherapeut*innen und klinischen Psycholog*innen gewährleistet, die alle eine spezielle Zusatzausbildung in der Schmerzmedizin besitzen.
Das Schmerzzentrum ist ein wichtiger Teil eines österreichweiten Projektes, das von der ÖGK, der BVAEB, der SVS und der AUVA unterstützt wird. 2025 wird das zweite Schmerzzentrum im 3. Bezirk eröffnet, gefolgt von einem dritten Zentrum im 21. oder im 22. Bezirk.
Für die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) stellt das neue Schmerzzentrum einen weiteren wichtigen Puzzlestein in der lückenlosen Versorgung ihrer Versicherten dar. Die hochmoderne Versorgungseinrichtung werde neue Standards in der Schmerzmedizin und einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität betroffener Selbständiger, die unter chronischen Schmerzen leiden, leisten.
Generaldirektor Dr. Vogel (BVAEB) freut sich, dass mit der Eröffnung des Traumazentrums Wien- Meidling auch den Versicherten der BVAEB eine Anlaufstelle für körperliche und psychosoziale Schmerzfaktoren zur Verfügung steht. Dadurch wird gewährleistet, dass der lange Leidensweg bis zu einer profunden Behandlung stark verkürzt wird und die Patient*innen an Lebensqualität dazu gewinnen.