Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) setzt regelmäßig innovative Meilensteine, um den Ärztebedarf von morgen zu decken: So wurden Anfang 2023 Stipendien an Studierende der Humanmedizin (ab dem 3. Studienjahr) vergeben. Bedingung: die spätere Übernahme eines Kassenvertrages. Dr. Magdalena Eder ist eine der Absolventinnen und auf dem besten Weg in ihre eigene Zukunft als Kassenärztin. Im Interview erzählt sie über ihre Motivation, Herausforderungen und warum der Arbeitsalltag als Ärztin oft einer Detektivarbeit gleicht.


Frau Dr. Eder, Sie haben kürzlich Ihr Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und befinden sich aktuell in der Basisausbildung. Wie kam es überhaupt zu dem Entschluss, Ärztin zu werden?

Es gab keinen konkreten Moment, aber ich wollte schon immer einen Beruf erlernen, der etwas bewirken kann. Schlussendlich hat sich mein Wunsch, Ärztin zu werden, aus meiner Liebe zu den Naturwissenschaften und meinem sozialen Engagement ergeben – ich bin aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und im Pfarrgemeinderat tätig.


Haben Sie sich bereits für eine bestimmte Fachrichtung entschieden?

Als ich 2019 an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) mein Studium begonnen habe, war sofort klar, dass ich Hausärztin werden möchte. Diesem Weg bleibe ich treu. Seit Dezember vergangenen Jahres absolviere ich meine Basisausbildung in der Landesklinik Tamsweg.


Was waren besondere Erlebnisse in Ihrer Studienzeit?

Während meines 4. Studienjahres verbrachte ich vier Monate in Lund, Schweden, zum Forschen – das war eine einzigartige Erfahrung. Das Stipendium der ÖGK hat mich in den Uni-Jahren sehr unterstützt und vieles ermöglicht, weil so eine volle Konzentration auf das Studium möglich war.


Warum haben Sie sich im Rahmen des ÖGK Stipendiums dazu entschieden, später in die Kassenmedizin zu gehen?

Weil ich nur so Ärztin für jedermann – vom Obdachlosen bis zur erfolgreichen Unternehmerin – sein kann. Eine gute Hausärztin ist die beste Triage, die ein Spital haben kann. 


Was macht Ihnen am medizinischen Beruf besonders Spaß und wo liegen die Herausforderungen?

Die Vielfalt der verschiedenen Krankheiten und auch die Freude daran, dass ich Menschen helfen kann bereichern mich. Gleichzeitig stellt einen diese Vielfalt vor viele Rätsel, die es zu lösen gilt. Es ist nicht immer leicht, bei jeder Patientin bzw. jedem Patienten eine gute Anamnese zu erheben. Oft gibt es Sprachbarrieren oder körperliche bzw. psychische Einschränkungen. Gleichzeitig muss man im Krankenhaus den Spagat zwischen Kolleg*innen, Pflege und den vielen Disziplinen, die zum Wohle der Patient*innen beitragen, schaffen.


Wie sieht Ihr Berufsalltag im Moment aus?

Ich bin aktuell Basisärztin auf der Abteilung für Innere Medizin. Meistens verbringe ich den Tag in der Ambulanz, wo von muskuloskelettalen Brustschmerzen bis zur Lungenembolie – hier haben wir im Lungau eine besondere Häufung – alles dabei sein kann. In den Wintermonaten gibt es am Wochenende Beidienste, die besetzt werden müssen, um dem großen Andrang an Schiverletzungen bewältigen zu können.


Was schätzen Sie besonders am österreichischen Gesundheitssystem?

Eine ganz tolle Sache sind die e-cards und ELGA. Die Medizin ist für viele Patient*innen derart kompliziert, dass viele in die Notaufnahme kommen und weder ihre Vorerkrankungen noch die Namen und Dosierungen ihrer aktuellen Medikamente wissen. Hier ist ELGA eine wirklich große Hilfe.


Wie hat sich das Studium und auch der Arztberuf über die Generationen in Ihren Augen entwickelt. Was wollen Ärzt*innen von morgen?

Im Vergleich zu früher können wir heute aus einer immensen Wissensbasis schöpfen. Wir arbeiten mittlerweile auf molekularer Ebene mit monoklonalen Antikörpern und Checkpoint-Therapien, von deren Existenz man früher noch gar nicht wusste. Gleichzeitig ist der „Gott in Weiß“ Geschichte. Es braucht heute mehr Schulungen in Gesprächstechniken und sozialer Kompetenz. Ärztinnen und Ärzte von morgen wollen eine faire Entlohnung bei großer persönlicher Freiheit und die Möglichkeit zur Elternkarenz oder auch für Forschungs- und Auslandsaufenthalte.