Doris Kiefhaber ist seit 2001 Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Sie erklärt im Talk was sich in Sachen Brustkrebs-Vorsorge geändert hat, warum es nicht nur für Frauen wichtig ist, sich regelmäßig auf Brustkrebs untersuchen zu lassen und wie wichtig BKFP-Kampagnen nach wie vor sind.
Pionierin des Monats
Liebe Frau Kiefhaber, Sie sind seit 21 Jahren Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Was hat sich in den letzten 20 Jahren in Sachen Brustkrebs-Vorsorge geändert?
Durch die Einführung eines organisierten Brustkrebs-Früherkennungsprogramms (2014) hat sich jedenfalls die Bedeutung der Wichtigkeit der Mammografie verändert. Denn durch die persönlichen Einladungsschreiben bekommt das Thema einen offiziellen Charakter und erfüllt gleichzeitig eine wichtige Erinnerungsfunktion. Ich hoffe, dass wir dadurch vor allem jene Frauen erreichen, die aufgrund von Doppel- und Dreifachbelastung Gefahr laufen, auf den Mammografie-Termin zu vergessen. Womit wir uns aber auch auseinandersetzen müssen, ist, dass viele Frauen trotzdem noch nicht – oder nicht regelmäßig – eine Mammografie durchführen lassen.
Aktuell werden Frauen zwischen 45 und 74 automatisch und regelmäßig zur Mammografie-Untersuchung eingeladen und können diese kostenlos per e-card in Anspruch nehmen. Frauen zwischen 40 und 44 sowie ab 75 Jahren können sich aktiv – über die ÖGK-App - zur Teilnahme am Früherkennungsprogramm anmelden. Hier würde ich mir wünschen, dass auch diese Zielgruppe automatisch ein Einladungsschreiben erhält. Toll wäre es auch, wenn es mehr Aktionen für Frauen mit Migrationshintergrund geben würde.
Was hat sich aufgrund des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms verändert? Können sie prägnante Zahlen nennen?
Laut Statistik Austria verzeichnen wir 6.100 Neuerkrankungen an Brustkrebs (2022). Das zeigt einen kontinuierlicheren Anstieg, der darauf zurückgeführt werden kann, dass mittlerweile mehr Frauen eine Mammografie durchführen lassen und dadurch mehr Erkrankungen erkannt werden können. Aufgrund des Bevölkerungswachstums sind generell mehr Krebsfälle zu verzeichnen.
Sie haben laut Infos eine persönliches „Baby“ – die rosa Schleife ist mittlerweile jedem ein Begriff, was hat sich seit der Einführung der Pink-Ribbon-Aktion verändert?
Die Ziele der Pink Ribbon-Aktion waren und sind, auf die Wichtigkeit der Mammografie aufmerksam zu machen, unser aller Solidarität mit betroffenen Frauen und ihren Angehörigen zum Ausdruck zu bringen, Brustkrebs zu enttabuisieren und Spenden zu sammeln für die finanzielle Soforthilfe und die psychoonkologische Beratung. Es ist uns sicher gelungen, das Thema zunehmend zu enttabuisieren. Sehr erfreulich ist, dass die Spenden aus der Pink Ribbon-Aktion einen Großteil der notwendigen Mittel abdecken, um seit Jahren unser Hilfsangebot aufrechthalten zu können – obwohl die Anzahl der Hilfesuchenden steigt und auch der Bedarf an finanzieller Unterstützung.
Der Oktober gilt als „Brustkrebs-Awareness-Monat“. Wie wichtig ist es nach all den Jahren noch immer darauf aufmerksam zu machen? Wird genügend für die Brustkrebs-Vorsorge geleistet?
Der Oktober hat sich mittlerweile als „Brustkrebsmonat“ international und auch national etabliert. Es ist nach wie vor wichtig, diese mediale Awareness zu nützen, um unsere Botschaften und Hilfsangebote breitest möglich an die Frauen zu „bringen“.
Welche Tipps haben Sie für Frauen, aber auch für Männer, in punkto Früherkennung? Auf was sollte geachtet werden?
In meinen Vorträgen und Gesprächen rate ich Frauen, sofort einen Termin zur Mammografie zu vereinbaren, wenn der Einladungsbrief kommt. Nicht zur Seite legen, auf später verschieben, sondern zum Telefon greifen und einen Termin ausmachen! Und ich appelliere an alle Frauen ab 40, nicht auf den Brief zu warten, denn ohne die Anmeldung im Programm kommt er auch nicht.
Da es für Männer keine Brustkrebs-Früherkennungsempfehlung gibt, raten wir von an Brustkrebs betroffene Frauen, nicht nur ihre Töchter, Schwestern etc. über ihre eigene Brustkrebserkrankung zu informieren, sondern auch ihre Söhne, Brüder, Väter – um das Bewusstsein dafür zu sensibilisieren, dass eine familiäre Disposition vorliegen könnte - aber nicht muss. Männer sollten jede Auffälligkeit einem Arzt oder einer Ärztin zeigen.
Wie hat Ihnen die Mitarbeit an der BKFP-Kampagne „Frauen wie du und ich“ - 10 Jahre, 10 Frauen, 10 Stimmen“ gefallen? Wie wichtig ist es für Sie betroffenen Frauen eine Stimme zu geben?
Ich finde jede Aktion grundsätzlich gut, die Frauen an die Mammografie erinnert. Daher war ich gerne dabei. Dass auch Brustkrebspatientinnen in die Kampagne involviert wurden, ist wichtig, weil niemand glaubwürdiger ist als Betroffene, bei denen die Erkrankung durch die Mammografie früh erkannt werden konnte.
Mein Tipp an alle: Machen sie sich daher sofort einen Termin aus und gehen Sie auch bitte hin - aus Liebe zum Leben.
Hier lesen Sie mehr zur Kampagne.