Liebe Frau Dr.in Barlas, warum haben Sie sich entschieden Ärztin zu werden und wann haben Sie damals Ihre Wahlarztpraxis eröffnet? 

Ich wollte schon seit dem Kindergarten Ärztin werden. Der menschliche Körper und wie er funktioniert hat mich immer interessiert. Im Studium und im Turnus hat sich herausgestellt, dass ich für die Dermatologie ein besonderes Interesse habe. Das genaue Hinschauen, die Beschreibung von Hautläsionen und der Zusammenhang der Haut mit anderen Erkrankungen und auch der Seele haben mich fasziniert. Hautheilkunde ist ein sehr großes Fach, sie umfasst alle Altersgruppen sowie viele Bereiche der Medizin, sodass einem nie langweilig wird und das Lernen nie aufhört. Nach meiner Karenz habe ich 2014 meine Wahlarztpraxis eröffnet und bis April dieses Jahres als Wahlärztin gearbeitet.


Im Rahmen der Initiative +100 haben Sie sich dazu entschieden von einer Wahlarztordination auf eine Kassenordination umzusteigen. Was hat Sie zu diesem Wechsel bewegt?

Ich wollte eigentlich immer schon Kassenärztin werden, da ich das Gesundheitssystem in Österreich sehr schätze. Jeder ist versichert und wird gleichbehandelt – das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Zugang zu allen Bereichen, auch die der Spitzenmedizin, ist für alle Menschen gleichermaßen möglich und finanzierbar, wie es eben nur in sehr wenigen Ländern der Welt möglich ist. Da ich lange keinen Zuschlag für eine Kassenstelle erhalten hatte, habe ich dann als Wahlärztin mit einer kleinen Ordination begonnen. Ich habe mir viel Zeit genommen für die Patientinnen und Patienten und mich komplizierten und zum Teil ausbehandelter Fälle gewidmet. Mit der Zeit haben wir ca. 30 bis 40 Patientinnen und Patienten am Tag behandelt. Viele konnten sich jedoch die häufigen Kontrollen oder nötige Operationen kaum leisten, obwohl ich unsere Preise bewusst nicht im oberen Bereich angesiedelt habe. Als ich von der Initiative +100 gehört habe, habe ich mich sofort beworben und erfreulicherweise nach der Bewerbung den Zuschlag bekommen. Seit 1. April sind wir nun eine Vertragsarztpraxis. Die ÖGK war sehr hilfreich und hat uns in allen Belangen unterstützt.


Wie geht es Ihnen nach den ersten Monaten in einer Kassenpraxis?

Ich bin sehr froh, diesen Schritt getan zu haben, um so nun ohne die Bezahlschranke vollumfänglich für meine Patientinnen und Patienten da sein zu können. Durch den Umstieg auf eine Kassenpraxis konnten wir unsere Patientenzahl verdoppeln. Dadurch mussten wir auch unsere Zeiten etwas erweitern. Denn der Andrang ist groß und ich möchte mir in gewohnter Weise die nötige Zeit für meine Patientinnen und Patienten nehmen.


Was geben Sie Kolleginnen und Kollegen mit auf dem Weg, die noch vor der Entscheidung stehen eine Praxis zu eröffnen?

Eine Kassenpraxis gibt Sicherheit und die Chance, alle Menschen, unabhängig von Status und finanzieller Mittel gleich zu behandeln. Um unser Gesundheitssystem in Österreich aufrecht zu erhalten und auch zu verbessern, ist es wichtig, im Rahmen der Spielregeln der Sozial- und Krankenversicherungsanstalten, die durch uns alle gemeinsam finanziert werden, Patientinnen und Patienten schnell, effektiv und Leitliniengerecht sowie mit Herz und Empathie zu behandeln.