Martina Neumayer-Tinhof ist Vizepräsidentin des Berufsverbandes logopädieaustria und selbst praktizierende Logopädin. Warum eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten und dem Fach der Logopädie essenziell ist, erklärt sie in unserer Kolumne.
„Zusammenarbeit als Gebot der Stunde“
Das Handlungsfeld der Logopädie ist umfangreich. Sie, als Ärztinnen und Ärzte weisen zu, wenn Ihre Patientinnen und Patienten von einer dem Berufsbild der Logopädie entsprechenden Krankheit oder Störung betroffen sind. Dies betrifft Menschen jeder Altersgruppe, die in den Bereichen der Sprache, des Sprechens, der Schriftsprache, des Hörens, der Nahrungsaufnahme und des Schluckens, der Stimme und der Kommunikation einen logopädischen Behandlungsbedarf aufzeigen.
Was uns Logopädinnen und Logopäden mit Ihnen in erster Linie verbindet, ist das Wohl der uns anvertrauten Menschen. Im Mittelpunkt steht die Heilung, die Wiederherstellung, die Rehabilitation und/oder auch das Aufrechterhalten von Funktionen der Nahrungsaufnahme und des Schluckens, sowie aller notwendigen Funktionen, um kommunizieren zu können. Für eine gute logopädische Versorgung ist es von großer Bedeutung, dass Ärztinnen und Ärzte über unser Fach Bescheid wissen und darüber informiert sind, wie vielfältig unser Betätigungsfeld ist und welche Möglichkeiten wir zur Verbesserung der logopädischen Gesundheit haben. Sprache haben und Sprechen können ist nicht nur für Betroffene essentiell – sondern auch für Sozialversicherungen, die Gesundheitsberufe, die Politik und die Gesellschaft bedeutungsvoll.
Offener Austausch trotz Zeitmangel
Wenn Patientinnen und Patienten in den Tätigkeitsbereichen der Logopädie eine Problematik aufzeigen, ist es immer ratsam, sie an Logopädinnen und Logopäden zu überweisen. Diese klären ab, stellen eine logopädische Diagnose, leiten bei Bedarf die Therapie ein und geben Rückmeldung an Sie, als überweisende Ärztin bzw. Arzt. So stellen wir für Patientinnen und Patienten gemeinsam eine gute Versorgung sicher. Ein Austausch im Sinne der individuellen Patientenorientierung ist uns oft aus zeitlichen Gründen nicht möglich, obwohl es das Gebot der Stunde wäre. Ärztinnen und Ärzte als auch Logopädinnen und Logopäden bemühen sich Zeitfenster zu finden, um sich bezüglich der Patientinnen und Patienten auszutauschen und die fachspezifischen Einschätzungen in die jeweilige Behandlung zu integrieren und damit eine optimale Therapie zu ermöglichen. Erste Unterstützung für den Ordinationsalltag liefert unsere Übersichtsseite zu Therapeutischen Schwerpunkten der Logopädie. Die Infos sind einfach verständlich aufbereitet, damit sie auch Patientinnen und Patienten eine erste Orientierung bieten.
Logopädische Behandlungen nehmen zu
Der Bedarf an Logopädie ist in den letzten zehn Jahren enorm gestiegen. Dies liegt unter anderem am Fortschritt im Bereich der Medizin, der Verknüpfung von Erfahrung und Forschung bei allen Gesundheitsberufen, der Weiterentwicklung von Behandlungsmöglichkeiten, der höheren Lebenserwartung, der Digitalisierung und dem damit einhergehenden Medienkonsum, der gesellschaftlichen Veränderung und nicht zuletzt dem Mangel an Logopädinnen und Logopäden.
Für eine gute logopädische Therapie sind eine Vernetzung und Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten, dem Pflegepersonal, Pädagoginnen und Pädagogen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Institutionen uvm. speziell bei komplexeren Fällen von enormer Bedeutung. Eine Einbindung in die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) würde diesbezüglich vieles erleichtern und nebenbei Zeit und Kosten sparen.
Allgemeine Unterlagen zu Logopädie und auch detaillierte Kurzbeschreibungen zu den Tätigkeitsbereichen gibt es über den Berufsverband logopädieaustria.