Constance Schlegl, MPH, Präsidentin von Physio AustriaBeschwerden am Bewegungsapparat haben kein Alterslimit. Wenn Schmerzen auftreten, sind Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten wichtige Ansprechpersonen. Die Wiederherstellung und der Erhalt von Mobilität sind Kernkompetenzen der Physiotherapie. Derzeit ist eines auffällig und auch bedenklich: Vermehrt Kinder und Jugendliche kommen in physiotherapeutische Praxen. Adipositas und Bewegungsmangel korrelieren, dies leistet der Entwicklung chronischer Erkrankungen Vorschub. Bei älteren Menschen ist Frailty und damit einhergehende Mobilitätseinbußen samt Sturzgefährdung im Vormarsch. Speziell ist, dass die Multimorbidität zunimmt.

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten arbeiten im Rahmen der Krankenbehandlung auf ärztliche Anordnung. Mittels des von Physio Austria und der ÖGK ausgearbeiteten Behandlungsplanes gibt es seit 2022 erstmals österreichweit die Möglichkeit des strukturierten Feedbacks.

Beide Berufsgruppen arbeiten gemeinsam an Beschwerdebildern aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei ist die gemeinsame Zielsetzung, stets das für die Patientinnen und Patienten bestmögliche Ergebnis zu erzielen und die Selbstwirksamkeit sowie die Gesundheitskompetenz der Betroffenen zu stärken. Am wichtigsten ist eine gemeinsame Richtung der Kommunikation, um Patientinnen und Patienten nicht zu verunsichern, sondern zu stärken.

Mit der Abnahme gesunder Lebensjahre bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung steigt der Therapiebedarf laufend an. Auch die Arbeit der Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten hat sich in den letzten Jahren verändert. Durch die z.B. nach Operationen kürzeren Aufenthalte in Krankenhäusern verlagern sich Nachbehandlungen vermehrt und früher in den niedergelassenen Bereich. Neue Technologien finden auch im Berufsfeld der Physiotherapie Anwendung, insgesamt haben sich das Spektrum der Maßnahmen ebenso wie die Settings der Berufsausübung (Stichwort: Primärversorgung) erweitert.

 

Diese Bewegungsempfehlung gilt für Menschen von 18 bis 65 Jahren

Erwachsene sollen regelmäßig körperlich aktiv sein. Ein erster wichtiger Schritt bei Bewegungsmangel ist der Wechsel von „körperlich inaktiv“ zu „ein wenig körperlich aktiv“. 


Um die Gesundheit aufrecht zu erhalten und zu fördern,

  • sollten Erwachsene an zwei oder mehreren Tagen muskelkräftigende Übungen durchführen, bei denen alle großen Muskelgruppen berücksichtigt werden.  
  • sollten Erwachsene mindestens 2,5 Stunden bis 5 Stunden pro Woche ausdauerorientierte Bewegung bei mittlerer Intensität durchführen.
  • sollte langandauerndes Sitzen vermieden werden und immer wieder durch Bewegungseinheiten unterbrochen werden.


Ein Tipp für das Arbeiten in der Kassenpraxis: die notwendige Administration z.B. an einem höhenverstellbaren Schreibtisch im Stehen erledigen oder Pausen bewusst für kurze Bewegungssequenzen nutzen. „Bewegtes Sitzen“ und die Variation der Möglichkeiten – z.B. die Verwendung eines Gymnastikballs oder eines Balancekissens auf der Sitzfläche des Stuhles – sind gute Alternativen.

 

Tipps für Eltern, die mit Kindern und Jugendlichen in die Praxis kommen

  • Kinder motivieren, sich öfters aktiv zu betätigen: Treppen benutzen, Radfahren, Schwimmen, Sportkurse besuchen, etc.
  • Nicht nur im Sitzen am Computer „zocken“, sondern aktive Videospiele anbieten bzw fördern.
  • Lernpausen mit kleinen Lockerungsübungen oder Bewegungsspielen verbinden: zB rhythmisches Schulterkreisen bei bewusster Aufrichtung der Wirbelsäule oder einer Kniebeugenchallenge, gemeinsam mit den Eltern.


Auf www.gesundheitskasse.at/bewegt finden Sie noch mehr Tipps, wie man mehr Bewegung in den Alltag bringt.