Dr. Pichler, warum haben Sie sich für eine Primärversorgungseinheit entschieden?
Einer der größten Punkte für mich war immer: Ich will nie alleine arbeiten. Das merkt man, wenn man selbst in der Ordination sitzt und bei einem Fall ansteht. Dann geht man einfach in die Nebenordination und sagt „Schau mir du mal drauf, vielleicht hast du einen anderen Blickwinkel."


Wie gestaltete sich der Gründungsprozess?
Ich habe 2017 in einer Einzelpraxis begonnen. Das Wort "Primärversorgung" gab es damals noch gar nicht. Kurz nach der Eröffnung meiner Ordination kontaktierte mich mein jetziger Partner, Dr. Hochstöger, bezüglich einer Vertretung. Aus den Gesprächen kristallisierte sich immer mehr die Option einer gemeinsamen PVE heraus. Und dann waren wir sehr schnell auf der Suche nach einer dritten Kollegin oder einem Kollegen, damit wir eine Genehmigung für eines der ersten PVZ in Niederösterreich bekommen.


Was waren die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung in einer PVE, die von Null gegründet wird, ist, Kollegen zu finden, mit denen man auf einer Wellenlänge ist. Ich habe nichts davon, wenn ich sehr konträre Ansätze in der Therapie unter ein Dach packe und das nicht harmoniert. Natürlich braucht man auch eine ähnliche Idee in punkto Betriebswirtschaft. In welche Richtung soll sich die PVE entwickeln? Will ich wachsen? Zudem brauche ich, wenn ich in einer PVE eine größere Anschaffung mache, eine Mehrheit in der Gesellschafterriege und kann somit nicht mehr selbst verwalten. Das ist eine Umstellung.


Was möchten Sie interessierten Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben?
Die meisten Informationen klingen technisch und bürokratisch. Am besten man überzeugt sich vor Ort bei einer Vertragspartnerin oder einem Vertragspartner über die Vorzüge der Arbeit im öffentlichen Gesundheitssystem. Ich kann nur sagen, es ist weit besser als sein Ruf.