„Iss dein Gemüse, das ist gesund!“

Dieser Ratschlag ist gut gemeint, verfehlt aber meist seine Wirkung. „Gesund“ wird von Kindern mit Bevormundung, Zwang und meist jenen Lebensmitteln verbunden, die ihnen nicht schmecken. Viel wirksamer ist es, Gemüse einfach stillschweigend zu servieren und für ein kunterbuntes, vielseitiges Angebot zu sorgen. Kinder lernen übrigens am meisten von ihren Bezugspersonen – seien Sie also ein gutes Vorbild und knabbern Sie sich quer durchs Gemüsebeet.

Angebot muss da sein 

Wenn Salat, Brokkoli oder Karfiol noch nie die heimische Küche besucht haben, darf man nicht erwarten, dass Kinder von sich aus darum bitten. Bieten Sie Ihrem Kind die Lebensmittel und Gemüsesorten an, die Sie sich für Ihr Kind wünschen. Wenn es Ihnen wichtig ist, dass Ihr Kind z.B. gerne Brokkoli isst, dann nehmen Sie Brokkoli regelmäßig in Ihren Speiseplan auf: Mal als Brokkolicremesuppe, mal im Kartoffelpüree, mal die ganzen Röschen, mal mit Käse überbacken im Auflauf. Studien zeigen, dass Kinder bis zu 16 Mal Kontakt mit einer Gemüsesorte brauchen, um sich mit ihr vertraut zu machen. Geben Sie also nicht nach dem ersten Mal auf, wenn es heißt: „Brokkoli schmeckt mir nicht!“. Bieten Sie das Gemüse immer wieder an, ganz ohne Zwang und Druck. Wenn verschiedene Gemüsesorten immer wieder vom Rest der Familie gegessen werden, wird Ihr Kind sie wahrscheinlich irgendwann auch annehmen.

Selbstgemacht schmeckt doppelt gut

Wer selbst schälen, raspeln, rühren und mixen darf, kostet auch (oft unbemerkt) eher davon. Und manchmal kombinieren Kinder Lebensmittel und Geschmäcker auf ganz andere Weise als das für Erwachsene üblich ist, etwa wenn der Kürbis mit Apfel zum Kompott gemischt wird.

Gemeinsam einkaufen und Neugierde nutzen

Dürfen Kinder Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen, fördert das die Selbstwirksamkeit und motiviert ungemein. Übertragen Sie Ihrem Kind die Entscheidung, welches Gemüse heute in den Einkaufskorb wandert. Geben Sie Ihm die Aufgabe, ein rotes, gelbes, grünes und oranges Gemüse auszusuchen. Dabei dürfen Sie auch selbst mutig sein und etwas probieren, was Sie vielleicht noch nicht kennen. Gemeinsam gekocht und verkostet können Zubereitungsart, Würzung und Konsistenz ganz nach den Bedürfnissen abgestimmt und jederzeit abgewandelt werden. Denn oft entscheidet nicht nur der Geschmack, sondern das Mundgefühl, ob wir eine Speise mögen. So essen manche Kinder Karotten lieber roh als weichgekocht. Salat wiederum ist beliebt, solange er ohne saure Marinade auskommt. 

Tricks

  • Farben, Formen, Fantasie
    Wir alle lassen uns gerne von der Optik ansprechen: Bunte Farben und witzige Formen beflügeln die Fantasie und locken Kinder besonders. Ob nun weiße und grüne Bäumchen (Karfiol- und Brokkoliröschen) von Kartoffelschnee bedeckt sind, die Kürbissuppe nach Herbstsonne aussieht oder die Paradeisersauce als Lava aus dem Nudelvulkan fließt, bleibt ganz Ihnen überlassen. Auch Gemüsespiralen werden oft gut akzeptiert, wenn sie unter die Getreidenudeln gemischt sind – vor allem, wenn sie als Regenbogen-Spaghetti serviert werden. 
  • Superkräfte, die durch unseren Körper purzeln
    Der Begriff „Gesundheit“ ist für die meisten Kinder noch nicht greifbar. Was Kinder aber sehr wohl verstehen, ist, dass Obst und Gemüse wahre Superhelden sind. Wenn wir sie essen, stärken ihre Superkräfte unseren gesamten Körper: Sie lassen uns wachsen, unterstützen unser Herz beim Schlagen, kämpfen gegen Schnupfen und Husten und helfen unseren Augen, auch im Dunkeln sehen zu können.
  • Gemüseverstecke
    Beliebte Gerichte wie Suppen, Saucen, Sugos, Smoothies oder dergleichen verraten nicht jedes Detail. Und so manche Zutat muss ja auch nicht extra besprochen werden.

Grüne Fensterbank

Es muss nicht immer der große Garten oder Balkon sein – Schnittlauch, Kresse oder Basilikum wachsen auch auf der Fensterbank. Die Kräutertöpfe können von Kindern schon gut in Eigenverantwortung betreut werden und locken jederzeit zum Verkosten. 

Positiver Zugang

Achten Sie nicht darauf, was das Kind nicht mag, sondern viel eher darauf, was es schon in sein Repertoire aufgenommen hat. Auch wenn anfangs nur wenige Gemüsesorten gemocht werden, ist das in Ordnung: Bauen Sie diese dafür umso öfter in Speisen ein. Neugierde und Freude statt Zwang und Erwartungsdruck stehen beim Essen im Vordergrund. Wenn das Kind immer wieder die Chance hat, neue Gemüsesorten kennenzulernen, wird sich die Liste beliebter Sorten Schritt für Schritt erweitern und mit Ihrem Kind mitwachsen. 

Tipps

  • Gemüse ist keine „Hürde“, die überwunden werden muss, um sich die Nachspeise zu verdienen.
    Versuchen Sie nicht, Ihr Kind zu überreden, den Brokkoli aufzuessen, damit es die Nachspeise bekommt. Damit wird der Brokkoli nur noch unliebsamer und die Nachspeise noch interessanter.
  • Geben Sie nicht auf! Wir lernen jeden Tag dazu – und das gilt auch für das Training der Geschmacksnerven. 
    Je öfter Ihr Kind die Gelegenheit hat, eine noch unbekannte Gemüsesorte zu probieren und kennenzulernen, desto besser. Das Gemüse mit den Händen erfühlen, bei der Zubereitung helfen, daran zu schnuppern oder versuchen, es über ein Geräusch zu erkennen (z.B. wenn die Eltern davon abbeißen), kann Neugierde wecken und Lust auf mehr machen.

Gemüse-Muffins

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