Stefan P. ist seit zehn Jahren GPLB-Prüfer im Versicherungsservice der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), einer von rund 215 österreichweit. Wenn er zur Prüfung der Lohnabgaben und Beiträge in die Betriebe kommt, wird er zwar immer mit offenen Büchern, aber nicht immer sofort mit offenen Armen empfangen. Warum Dienstgeberinnen und Dienstgeber seinen Prüfeinsatz dann doch schätzen und worauf es dabei ankommt, das erzählt Stefan P. im Interview.
Stefan, was macht dir Spaß an deiner Arbeit als Prüfer?
Das Beste an meinem Job ist die Abwechslung: Wir Prüfer bekommen Einblicke in die unterschiedlichsten Unternehmen und lernen dabei viele verschiedene Menschen und Firmenkulturen kennen. Das macht unseren Alltag spannend.
Das heißt, du bist viel unterwegs …
Ich prüfe in Betrieben in ganz Oberösterreich, dank Handy und Laptop funktioniert das sehr gut. In unserem Büro in der Landesstelle bin ich nur ab und zu. Eine Ausnahme gibt es allerdings: In meiner kleinen Heimatgemeinde, da prüfe ich nie. Da kennt jeder jeden und daher kann ich eine Befangenheit nicht zu hundert Prozent ausschließen (lacht).
Die Prüfung war lange Zeit eine reine Männerdomäne – verändert sich das?
Ja, offensichtlich. Vor allem unter den Jüngeren sind viele Frauen. Ich finde das sehr positiv. Frauen sind mitunter kommunikativer und auch sehr geschickt im Umgang mit den Kunden. Eine gute Kommunikation mit den Dienstgebern ist wichtig bei einer Prüfung.
Wie lange dauert eigentlich eine GPLB (Gemeinsame Prüfung Lohnabgaben und Beiträge)?
Das reicht von wenigen Tagen in einem kleinen Familienunternehmen bis zu mehreren Wochen in einem börsennotierten Großkonzern – wir prüfen stichprobenartig quer durch alle Branchen. Die Prüfung erfolgt in der Regel vor Ort, das geht weitaus schneller und effizienter als nur über Cloud und Datenleitung. Vor Ort lassen sich auch Fragen mit unseren Ansprechpartnern rasch und einfach abklären. Unsere Ansprechpartner sind in erster Linie Lohnverrechner, aber auch Steuerberater, Geschäftsführer oder Firmeninhaber. Außerdem gilt es auch die einzelnen Arbeitsplätze zu besichtigen – etwa für die korrekte Einstufung der Arbeitnehmer oder die Gewährung von Zulagen.
Ganz ehrlich: Freuen sich die Dienstgeber, wenn ihr an die Tür klopft?
Also "freuen“ würde ich nicht sagen (lacht), aber wir kommen ja nie ohne Anmeldung und eines ist ganz wichtig bei uns: Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es auch zurück. Ich bin in meinem Job sachlich, aber immer höflich. Und ich verstehe eine Prüfung immer auch als eine Art Serviceleistung.
Inwiefern Serviceleistung?
Wenn wir vor Ort die einzelnen Lohnverrechnungen prüfen, die Arbeitszeitaufzeichnungen, die Abrechnung der Überstunden usw., dann tauchen auch auf Seiten der Dienstgeber immer wieder Fragen auf. Sie nutzen unser breites Know-how, wenn wir schon einmal bei ihnen im Betrieb sind. Auch bei der Schlussbesprechung sitzt man an einem Tisch und redet darüber, was gut und gesetzeskonform läuft und wo Handlungsbedarf besteht. Wir sind nicht nur Prüfer, sondern auch Berater, wenn man so will. Das schätzen Dienstgeber, und so kann es auch vorkommen, dass sich der eine oder andere nach einer Prüfung bedankt.
"Die Prüferinnen und Prüfer der ÖGK sind nicht zuletzt auf Grund jahrelanger Aus- und Weiterbildungen ausgewiesene Profis auf ihrem Fachgebiet – und damit für die heimischen Betriebe kompetente Ansprechpersonen in allen Fragen der Lohnverrechnung."
Mag. Georg Sima, MSc MBA
Generaldirektor-Stellvertreter der ÖGK
Stimmt es, dass es bei den meisten Prüfungen nicht viel zu beanstanden gibt?
Das ist korrekt. Und wir strafen ja nicht, sondern treffen nur Feststellungen zur Sicherung der Beitrags- und Bemessungsgrundlagen. So komplex wie die Lohnverrechnung ist, können schon einmal Fehler passieren. Gerade an kleinen Betrieben gehen gesetzliche Änderungen manchmal unbemerkt vorüber. Dabei kann es dann bei Schlussbesprechungen auch schon einmal emotional werden, weil die Dienstgeber wegen hoher Nachzahlungen in Sorge sind und ihre Mitarbeiter in der Folge weniger am Lohnzettel haben. Das sind dann Termine, die man nicht so schnell wegsteckt. Diese beschäftigen einen dann auch abends.
Ihr braucht also eine dicke Haut …
Die ist hilfreich, sagen wir so. Fakt ist: Es geht nicht nur um Beiträge oder reine Zahlen, es stehen immer auch Menschen dahinter, Dienstgeber wie Dienstnehmer. Umso angenehmer ist es auch für uns, wenn eine Prüfung gut und zur Zufriedenheit aller verläuft.
Was muss jemand noch mitbringen, der Prüfer oder Prüferin werden will?
Wir sind, wenn wir in den Betrieben sind, das Gesicht der ÖGK hin zu den Dienstgebern, so sehe ich das. Dementsprechend ist ein ordentliches und gutes Auftreten wichtig. Es braucht viel Wissen, wir müssen in vielen Themen sattelfest sein und uns ständig weiterbilden, intern wie extern. Die Materie, in der wir uns bewegen, ist komplex und die gesetzlichen Grundlagen ändern sich immer wieder. Außerdem braucht es absolute Vertraulichkeit – wir haben Zugang zu sensiblen Daten und die Dienstgeber müssen uns vertrauen.
Prüfer arbeiten in der Regel alleine – auch das muss man mögen …
So ist es. Unsere Arbeitstage teilen wir uns selbst ein. Wir müssen uns auch selbst motivieren, jeden Tag konzentriert und effizient arbeiten und uns schnell auf neue Prüfaufgaben einstellen. Und wir müssen uns auch selbst loben (lacht). Aber ganz alleine sind wir nicht. Es gibt immer Unterstützung von Kollegen oder den Teamleitern, wenn wir sie brauchen. Wir sind keine einsamen Cowboys …
Geprüft und für gut befunden Stefan P., 38, ist nach der HAK-Matura im Melde-, Versicherungs- und Beitragswesen in der Landesstelle in Linz an Bord gegangen. Nach den zwei Dienstprüfungen und so manchen Abteilungen hat er als Prüfer begonnen und ist diesem Job treu geblieben – heute ist er auch Teamleiter. Seine Materie beschäftigt ihn auch in seiner Freizeit, nutzt er doch seine Erfahrungen als Sachbuchautor, Vortragender und Lehrender zu Personalverrechnungsthemen sowie als gerichtlich beeideter Sachverständiger. Zum Ausgleich geht er in seiner Mühlviertler Heimat immer wieder gerne in den Wald. |
Gut zu wissen: Was ist die GPLB?
Die GPLB (vormals GPLA) der ÖGK ist zugleich eine Sozialversicherungs-, Lohnsteuer- und Kommunalsteuerprüfung. Das erspart Dienstgeberinnen und Dienstgebern die administrative Belastung von drei getrennten Prüfungen.
Geprüft werden die Einhaltung der Melde-, Versicherungs- und Beitragsbestimmungen der Sozialversicherung, die Beiträge nach dem Betrieblichen Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz (BMSVG) sowie die korrekte Abfuhr von Lohn- und Kommunalsteuer, Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds und Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag.
Die Prüfung wird entweder durch Prüforgane des beim Bundesministerium für Finanzen eingerichteten Prüfdienstes für Lohnabgaben und Beiträge (PLB) oder durch Prüferinnen und Prüfer der ÖGK im Rahmen der GPLB vorgenommen. Die tätigen Prüferinnen und Prüfer unterliegen dabei wechselseitig der fachlichen Weisungsbefugnis des zuständigen Finanzamtes, der ÖGK oder im Bereich der Kommunalsteuer der erhebungsberechtigten Gemeinde.
Wesentliche Aufgabe des Prüfdienstes der ÖGK ist es auch, den Dienstgeberinnen und Dienstgebern in allen relevanten Fragen beratend zur Seite zu stehen.
Autor: Michael Leithinger/ÖGK