Unser Denken beeinflusst, wie wir uns fühlen, ob wir glücklich oder traurig sind und ob wir gesund bleiben oder krank werden. Die Gedanken bilden einen Filter, durch den wir die Welt sehen. Dieser Filter kann „rosarot“, wie bei einem Optimisten sein, oder auch „grau in grau“ wie bei einem Pessimisten. Damit hat das Denken unmittelbare Wirkung auf die Gefühle, die Körperreaktionen und die Gesundheit.
Das heutige Leben ist schrill und laut, vollgefüllt mit tausend Informationen und Reizen, die jeden Augenblick auf uns einprasseln. Die Hektik des Alltags geht an kaum jemandem vorbei. Viele kennen das Gefühl, vor lauter Zeitdruck und Überlastung einen immer volleren Kopf zu bekommen, vollgefüllt mit tausend Gedanken, die auch in der Freizeit nicht wirklich zur Ruhe kommen. Dabei sind diese Gedanken zum Teil mit Stress, Sorgen und Ängsten geprägt, zum Teil aber auch nur ein Revue passieren lassen des Alltags. So oder so lassen sie einen nicht so wirklich zur Ruhe kommen, was sich in Unruhe, Schlafstörungen und psychosomatischen Erkrankungen auswirken kann.
Was kann man tun, um die rastlosen Gedanken zur Ruhe zu bringen, negative Gedanken aufzulösen und in positive Gedanken zu verändern?
Hier bietet sich die Kombination von verschiedenen Übungen aus der Psychologie an. Zunächst geht es darum, sich der eigenen Gedanken bewusst zu werden. Das ist häufig weniger einfach, als es zunächst klingt. Schließlich sind wir es nicht gewohnt, über unser Denken nachzudenken. Der Blick „von oben“ auf unsere Gedanken wird auch Metakognition gekannt, und kann interessante Einblicke ermöglichen. Besonders in Stresssituationen führen viele Menschen negative Selbstgespräche, wie „ich schaffe das nicht“ oder „das hat mir gerade noch gefehlt“. Solche Gedanken sind bei Überforderung nur allzu verständlich, aber es sollte nicht vergessen werden, dass solche Gedanken unser Denken auf das Negative einschränken. Wir entwickeln dann einen Tunnelblick mit Fokus auf Misserfolg und Versagen. Wie kann es dann aber gelingen, ein Problem zu lösen?
Das Aussteigen aus den negativen Gedankenkreisen gelingt mit der „kognitiven Umstrukturierung“. Dabei werden die negativen Gedanken analysiert und versucht, andere positivere Gedanken zu finden. Beispielsweise „ich kenne mich zwar mit dem Problem nicht gut aus, kann aber einen Kollegen fragen“ oder „jetzt einmal ruhig durchatmen, und dann Schritt für Schritt“. Wenn es um körperliche Beschwerden geht, können Gedanken, wie „die Entspannungsübungen haben mit bei der letzten Schmerzattacke geholfen“ oder „das Herzklopfen ist nur ein Zeichen, dass ich den Tag über zu wenig getrunken habe (und kein Zeichen für einen Herzinfarkt)“. Mit diesen anderen Gedanken wird der negative Teufelskreis durchbrochen und das Befinden positiv beeinflusst.
Achtsamkeits-Übungen und Meditation sind ausgezeichnet geeignet, um den rastlosen Geist zur Ruhe zu bringen. Dieses „abschalten und auftanken“ gelingt durch verschiedene Übungen, wie Atem-Meditation oder einen achtsamen Spaziergang. Dabei geht es um das Lenken der Aufmerksamkeit in das Hier und Jetzt, mit den Gedanken beim momentanen Augenblick zu bleiben und darauf zu achten, dass der Geist nicht zu viel herumwandert. Mit diesen Übungen werden auch Energie und Kraft gefördert, und somit Motivationsmangel, Erschöpfung und depressiver Stimmung entgegengewirkt.
Auch moderne Ansätze, wie das Neurofeedback helfen dabei, das Gehirn in jene Gänge zu schalten, die gerade erforderlich sind, sei dies intensive Konzentration oder das loslassen jeglicher Gedanken, wie dies beim Alpha-Zustand erreicht wird. Beim Neurofeedback werden die Gehirnwellen mittels EEG gemessen und auf einem Monitor sichtbar gemacht. Dadurch gelingt es, die eigenen Gehirnwellen zu verändern und genau in jenen Bereich zu bringen, der gerade wichtig ist. Damit es auch möglich, komplexe Beschwerden zu behandeln, wie Burnout, Depression, ADHS oder Tinnitus.
Mit Imaginationsübungen und Selbsthypnose können während einer Entspannungsübung besonders positive Gedanken und Erlebnisse vergegenwärtigt werden. Das Eintauchen in einen „Ort der Kraft“, wie eine Blumenwiese oder einen Meeresstrand aktiviert angenehme Erinnerungen und führt zu einer Stärkung von Ruhe und innerem Gleichgewicht.
Mit diesen Übungen können Herausforderungen des Alltags dann noch besser bewältigt werden. Je vielfältiger diese eingesetzt werden können, umso besser gelingt es, dass die Kraft der Gedanken ein Teil des täglichen Lebens werden.
Autor:
Dr. Norman Schmid, Klinischer- und
Gesundheitspsychologe
Dr. Schmid & Dr. Schmid
Hygieia-Gesundheitsförderung
Praxis für Psychologie und Medizin
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