Kaum ein Krankenhaus in Österreich ist so sehr Spiegel der bewegten Geschichte des Landes wie das Hanusch-Krankenhaus im 14. Wiener Gemeindebezirk. Von seiner Gründung als Militärspital der k.k. Landwehr über die Zeit als Heeresspital und deutsches Reservelazarett ab 1938 führt das wechselhafte Schicksal dieser Institution bis hin zur Übernahme durch die Wiener Gebietskrankenkasse und zu neuen Aufgaben als modernes Schwerpunktkrankenhaus. |
Das Hanusch |
Die Anfänge |
Die Landwehr, wie die Armee des österreichischen Teils der Habsburgermonarchie genannt wurde, hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts dringenden Bedarf an einem Spital, wo die kranken Soldaten versorgt werden konnten. Man schlug vor, ein Spital auf einer etwa 15.000 Quadratmeter großen Fläche unweit der Landwehrkaserne (Hütteldorfer Straße 188) zu errichten. |
Nach langen und schwierigen Planungen war es schließlich so weit: Der Bau begann im Frühjahr 1914 Am 2. Mai betonierte man die ersten Fundamente. Etwa zwei Monate später stürzte das Attentat von Sarajewo Europa in die Krise. |
Die Anfänge |
Eröffnung 1915 |
Mitten im Ersten Weltkrieg eröffnete das „k.k. Erzherzog Rainer Militärspital“ am 28. September 1915 als Lazarett der k.k. Landwehr und musste sofort mit den zahlreichen Verwundeten des globalen Konflikts umgehen, die Bettenanzahl belief sich in den ersten Jahren auf rund 500. |
Die großzügige Anlage mit drei großen Gebäuden konnte sich sehen lassen. Sie beherbergte Einrichtungen auf dem höchsten Stand der Technik für alle Arten der damals bekannten Krankheiten. |
Ein modernes Krankenhaus 1915 |
Ein modernes Krankenhaus 1915 |
Besondere Aufmerksamkeit erlangten das damals sehr moderne Röntgenlabor, die elektrische Beleuchtung und die Zentralheizung. Die Beleuchtung war durchwegs elektrisch. Kaltes und warmes Wasser war in allen Krankenzimmern vorhanden, und eine Telefonzentrale konnte mit über 30 Stellen verbinden. |
Nach 1918 verwendete man das Spital zunächst als Invalidenlazarett, das im September 1925 von der Republik Österreich gekauft wurde. Ab 1934 fand es als Heeresspital Verwendung. Der Austrofaschismus warf seinen Schatten bis in die Krankenräume: Man löste den Betriebsrat auf und verlegte die Insassen des Lagers Wöllersdorf zur Behandlung ins Krankenhaus. |
Das Militärspital 1918-1945 |
Das Militärspital 1918-1945 |
1938 bis 1945 fungierte das ehemalige Rainer-Spital als Deutsches Reservelazarett, in dem auch eine Widerstandszelle aktiv war. Zu Kriegsende war das Krankenhaus übervoll belegt, 700 Kranke wurden versorgt. |
Nachdem die Rote Armee Wien im April 1945 befreit hatte, musste sich die provisorische Leitung zunächst mit den russischen Besatzungstruppen arrangieren. Nach einigen Überlegungen, was mit dem Spital zu geschehen hatte, übergab der Staatssekretär für soziale Verwaltung am 23. Mai 1945 das Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse. |
Die Nachkriegszeit |
Die Nachkriegszeit |
Am 8. November 1945 benannte man das Spital schließlich in „Hanusch-Krankenhaus“ um, zur Ehre des bekannten Sozialpolitikers der Ersten Republik Ferdinand Hanusch (1866-1923). Für 1948 gibt es Zahlen zur Tätigkeit des Krankenhauses: In den elf Ambulanzen und den Labors wurden über 300.000 Untersuchungen durchgeführt, mehr als 5.500 Patientinnen und Patienten verbrachten rund 102.000 Verpflegstage im Krankenhaus. |
Bis 1953 waren in den Räumlichkeiten noch französische Besatzungssoldaten einquartiert, danach konnte die WGKK allein über das Haus verfügen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Hanusch-Krankenhaus konsequent erweitert und modernisiert. |
Eigentumsübertrag und Öffentlichkeitsrecht |
Eigentumsübertrag und Öffentlichkeitsrecht |
Lange blieb indes die Frage des Eigentums ungelöst: Erst nach einem jahrzehntelangem Rechtsstreit übertrug die Republik der WGKK 1981 das Eigentum am Krankenhaus und die Stadt Wien erkannte der Institution 1982 das Öffentlichkeitsrecht zu. |
Eckdaten des Krankenhauses aus dem Jahr 1987: Die Aufenthaltsdauer der stationären Patientinnen und Patienten lag in diesem Jahr mit 9,1 Tagen erstmals unter 10 Tagen. Die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten - für die 204 Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung standen - stieg auf 18.855. |
Unter der Ägide der WGKK |
Unter der Ägide der WGKK |
Trotz der allgemein angespannten Situation in der österreichischen Krankenhausfinanzierung zur Jahrtausendwende blieb das Hanusch-Krankenhaus durch laufende medizinische Neueinführungen am modernsten Stand. |
Mit dem Wintersemester 2006/2007 wurde das Hanusch-Krankenhaus Akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universität Wien. |
Unter der Ägide der WGKK |
Unter der Ägide der ÖGK |
Mit 1. Jänner 2020 wurde das Hanusch-Krankenhaus zu einer eigenen Einrichtung der Österreichischen Gesundheitskasse. |